Claude Niedermann, Leitung Beauty Messe 2011, hat mit uns über das komplexe Thema Schönheit gesprochen:
Schönheit und Natur
Die Ausstrahlung eines Menschen macht seine individuelle Schönheit aus. Ein zufriedener Gesichtsausdruck ist ebenso schön wie ein Lächeln, das von innen kommt. Dazu kommen äusserliche Aspekte. Gesunde Nägel, gesundes Haar, eine gut durchblutete Haut – wer gesund ist, sieht gut aus.
Zusätzlich steigt der Konsum von Schönmachern aus der Natur. Im Ausland, zum Beispiel in den USA, ist kein Ende dieses Organic-Booms abzusehen. Die Schweizer sind ein bisschen zurückhaltender, haben vielleicht mehr Berührungsängste und Angst davor, als „Grüne“ etikettiert zu werden. Da Naturkosmetik ohne oder mit einem geringen Anteil an Konservierungsstoffen arbeitet, ist ihre Haltbarkeit allerdings beschränkt.
Masken, Seifen oder Haarspülungen
Im Internet und in den Medien finden sich Anleitungen, wie man Masken, Seifen oder Haarspülungen selber herstellen kann, sozusagen Kosmetik aus der Küche. Auch bieten meist kleinere Unternehmen „Hand Made Cosmetics“ an. Die Frage ist, wie gut diese die Qualitätsstandards von konventionellen Produkten erfüllen. Es gibt tatsächlich Produkte, die man mit einfachen Mitteln selber herstellen und anwenden kann und die unserem Körper gut tun, ein Peeling mit Meersalz zum Beispiel oder eine Gesichtsmaske. Empfehlenswert ist aber, eine Fachperson aufzusuchen, seinen Hauttyp bestimmen zu lassen und daraus die individuellen Bedürfnisse abzuleiten. Wer sich bei fettiger und unreiner Haut Avocado ins Gesicht reibt oder bei trockener Haut ein grobkörniges Peeling verwendet, wird nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Heute noch sind Fachprodukte erfolgversprechender, aber auch da gilt es, Richtlinien zur Anwendung zu beachten.
Kosmetik
Lebt man gesünder ohne konventionelle Kosmetik? Nein. Auch konventionelle Kosmetik hat ihren Ursprung in der Natur. Nur sind dort die Inhaltsstoffe viel konzentrierter. Nehmen wir als Beispiel eine konventionelle Maske mit Gurkenextrakt. Eine zu hohe Gurken-Konzentration kann unter Umständen Allergien auslösen. Da ist eine naturbelassene Gurkenmaske gesünder, hat aber dennoch dieselbe effiziente Wirkung.
Dekorative Kosmetik soll unsere natürliche Schönheit unterstreichen und nicht übermalen. Aber wie viel Schminke ist gesund? Und was ist von Schminke für den Mann zu halten?
Ein dezentes Make-up, das die natürliche Schönheit hervorhebt, ist nie verkehrt. Bei festlichen Anlässen darf das Make-up auch ein wenig kräftiger oder spezieller ausfallen. Generell ist weniger mehr, und ein Tipp vom Profi kann nicht schaden. Fachleute wissen, wie man Rouge richtig aufträgt oder wie man mit Schattierungen und Highlights ein Gesicht breiter oder schmaler aussehen lässt.
Haarverlängerungen
Wer sicht gut fühlt, strahlt das aus.
Eine Haarverlängerung kann die Schönheit, die von innen kommt unterstützen. Sie ist für Menschen mit dünnem oder strapaziertem Haar eine sinnvolle Methode, sich besser und schöner zu fühlen. Nach der Verlängerung sollte man sich ausgewogen und vitaminreich ernähren, damit das Naturhaar an der Wurzel gestärkt wird und nachwachsen kann. Lange Haare brauchen besonders viel Pflege. Damit die künstlich verlängerten Haare so lange wie möglich schön bleiben, empfiehlt sich der regelmässige Gebrauch von Packungen und die Verwendung von Weichspülern (Conditionern). Sie halten Natur- und künstliche Haare länger weich und geschmeidig.
Produkte für den modernen Mann
Gepflegte Hände und Nägel sind auch für den Mann sehr wichtig. Die Pflege beginnt mit der Handcrème und kann bis zu künstlichen oder – wie bei David Beckham – zu lackierten Nägeln reichen. Bei den Augen setzen Männer auf den klassischen Kajal. Auch Permanent-Make-up erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Damit entfällt das lästige Abschminken. Wer keine Zeit für Ferien im Süden hat oder Müdigkeitserscheinungen mindern will, greift auf eine getönte Tagescreme zurück. Aber bitte nicht in den Topf der Partnerin langen, sondern speziell für die Männerhaut entwickelte Produkte verwenden.
Ernährung und Schönheit
Der Diskurs zum Thema, was „Schönheit“ genau ist, ist unerschöpflich und reicht zurück in die antike Mythologie mit ihrer Göttin der Schönheit und der Liebe, Aphrodite. Wenn es also keine allgemein verbindliche Definition von dem gibt, was Schönheit genau ist oder ausmacht, lässt sich auch die Frage nicht beantworten, ob gesunde Ernährung schön macht, auch wenn uns die Medien täglich das Schönheitsdiktat der Mode- oder Unterhaltungsindustrie wie Schlank-Sein oder lange Beine vor Augen führen. Eine ausgewogene Ernährung ist für das persönliche Wohlgefühl förderlich, aber den ultimativen, essbaren Schönmacher gibt es nicht. Wer von innen schön sein will, der pflegt eine gesunde Lebensführung, und hier ist die Ernährung nur eine der Säulen.
Abnehmen
Saftkuren erfreuen sich grosser Beliebtheit. Sie sind unbedenklich, denn grundsätzlich schadet es keinem gesunden Menschen, wenn er ein paar Tage nichts oder wenig isst, sofern er dabei genug Flüssigkeit zu sich nimmt. In Säften sollten die meisten Bestandteile der Ernährung vorhanden sein. Häufig nehmen wir Frühstück, Mittag– oder Abendessen aus reiner Gewohnheit ein und nicht etwa, weil unser Körper danach verlangt. Meist fühlt man sich nach einer Saftkur wie neugeboren. Wichtig aber ist, dass man sich auch danach richtig und ausgewogen ernährt.
Schönmacher
Heute sind zahlreiche sogenannte innere Schönmacher erhältlich wie Kapseln für eine schönere und lang anhaltende Bräune oder Nahrungsergänzungsmittel für mehr Haarfülle. Sie haben ihre Berechtigung und erzielen die gewünschte Wirkung, auch ohne Nebenerscheinungen. Vorsicht geboten ist bei Produkten, die als Wundermittel angepriesen werden, aber unrealistische Versprechungen machen. Typisch für solche Heilsversprecher-Produkte sind Vorher-/Nachher-Analysen oder Fotos von Personen, die nach einer Kur nicht mehr wiederzuerkennen sind. Gegen eine Einnahme von Vitaminpräparaten, wenn von einer Fachperson verordnet oder begleitet, oder von Nahrungsergänzungsmitteln ist hingegen nichts einzuwenden.
Sport und Schönheit
Sport hält unseren Körper fit. Sportarten wie Yoga verhelfen uns darüber hinaus zu innerer Gelassenheit und sorgen für eine gute Haltung, was uns wiederum eine positive Ausstrahlung verleiht. Aber lässt sich nachweisen, dass wer gesund lebt, auch schön ist? Das wäre wohl übertrieben. Und wer sich entscheidet, durch Sporttreiben abzunehmen, sollte sich ebenfalls beraten lassen und herausfinden, welche Sportart für seine Bedürfnisse und sein Körpergewicht die richtige ist und die beste Langzeitwirkung verspricht. Sport allein macht sicher nicht schön. Zu den «Schönmachern» gehört die Ausstrahlung, die von innen kommt und sie ist echter – authentischer – als äusserliche Schönheit. Bei letzterer droht die Gefahr, dass sich die antike Schönheitsgöttin Aphrodite in den selbstverliebten Narziss verwandelt. Auch sogenannte Traummasse sind kein Schönheitsgarant, wenn die Persönlichkeit dahinter zurücksteht. Es kann ganz schön anstrengend werden, sich unter dem Stichwort «Schönheitsstress» ständig dem Druck auszusetzen, perfekt zu sein. Relax.
Die Beauty Messe 2011 finden vom 16. – 18. September 2011 in Bern statt.
No Comment