Spätestens seit dem Buch „Darm mit Charme“ von Giulia Enders wissen wir, dass wir das ungeliebte Organ mehr beachten sollten. Ein gesunder Darm hält die Hormone im Gleichgewicht, sorgt für reine Haut und ein strahlendes Gemüt. Doch wie erreichen wir unser Ziel? Sollen wir nun auf Steak und Zucker verzichten oder uns ganz vegan ernähren, um unseren Darm mit den optimalen Nährstoffen zu versorgen? Wir haben mit Prof. Dr. med. Stephan Vavricka (Leiter der Abteilung Gastroenterologie und Hepatologie am Stadtspital Triemli Zürich) gesprochen und Tipps für einen gesunden Magen-Darm-Trakt erhalten.
Ausserdem stellen wir drei neue Präparate des Schweizer Anbieters Darmol vor, die sanft helfen, falls es doch mal Probleme gibt. Zum Beispiel während einer Detox-Kur oder auf Reisen.
myGloss: Worin sehen Sie die Hauptprobleme der heutigen Ernährung für den Magen-Darm-Trakt?
Stephan Vavricka: Hauptproblem in der heutigen Ernährung sind die vielen Ernährungsmythen, welchen wir in der heutigen Zeit zunehmend ausgesetzt sind. Diese reichen vom Mythos, dass rotes Fleisch ungesund ist, über die Annahme, dass fettarmes Essen schlank macht und das Butter z.B. Herzinfarkte auslösen könnte, bis hin zu der Tatsache dass man 2 Liter Wasser pro Tag bräuchte. All diese Mythen verunsichern.
Was kann vorbeugend getan werden? Ist ausgewogene Ernährung möglich angesichts der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln?
Eine ausgewogene Ernährung sollte viel Gemüse und Früchte und wenig tierische Lebensmittel beinhalten. Nachgewiesenermassen kann eine solche Ernährung das Risiko für verschiedene Krebsarten reduzieren. Die Krebsliga Schweiz empfiehlt, überwiegend pflanzliche Produkte zu geniessen, wenig rotes und verarbeitetes Fleisch zu konsumieren und Salz nur sparsam einzusetzen. Esswaren sollen schonend zubereitet und nicht angebrannt oder stark gebräunt oder geräuchert werden. Schimmlige Lebensmittel frühzeitig entsorgen, Nahrungsergänzungsmittel meiden. Generell werden fünf Portionen Früchte und Gemüse empfohlen und auf Alkohol sollte generell verzichtet werden. Eine ausgewogene Ernährung ist angesichts der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln aktuell schwierig. Auf Bio-Label achten und regionale Produkte bevorzugen.
Was tun, um die Verdauung anzuregen?
Als typische Lebensmittel, die die Verdauung anregen gelten ballaststoffreiche und faserreiche Ernährung wie z.B. Obst, Getreide und Gemüse. Diese Fasern sind unverdaulich und sorgen aber genau aus diesem Grund dafür, dass unser Darm aktiv wird. In Verbindung mit Wasser quellen diese im Dickdarm an, füllen diesen und geben ihm das Signal um weitertransportiert zu werden.
Was sollte man vermeiden, wenn man zu Verdauungsproblemen neigt?
Banane und Käse können für Verstopfung sorgen. Bewegungsmangel und Stress zu einer Lähmung des Magen-Darm-Traktes führen mit anschliessender Verstopfung. Nicht vergessen sollte man, dass auch Medikamente die Darmaktivität beeinflussen können. Insgesamt sollte der Gang auf die Toilette niemals verschoben werden. Viele betroffene mit Verstopfung unterdrücken bewusst oder unbewusst immer wieder den Stuhlgang, weil das stille Örtchen nicht rasch genug erreicht werden kann. Deshalb neigen auch viele im Urlaub zu Verstopfung. Wichtig ist daher, dass Personen mit Verstopfung auf einen regelmässigen Stuhlgang achten. Wenn immer das Gefühl des Stuhlganges auftritt, sollte eine Toilette aufgesucht werden.
Haben mehr Frauen als Männer Beschwerden und warum?
Frauen neigen tatsächlich häufiger an chronischer Verstopfung als Männer. Die Ursache hierfür ist unklar. Es wird vermutet, dass hier der weibliche Hormonhaushalt eine Rolle spielen kann. Je nach Zeitpunkt des Menstruationszyklus und Lebensphase können diese Hormone einen unterschiedlichen Einfluss auf die Darmaktivität haben. Typischerweise neigt man eher zu Verstopfung kurz vor Einsetzen der Periode sowie in der Schwangerschaft, Stillzeit und in den Wechseljahren.
Wo beginnt das Problem (im Darm oder schon im Magen?)
Diese Frage kann man so nicht beantworten. Bei einem Teil der Patienten tritt ein Blähungsgefühl im oberen Bauchbereich bereits auf, wenn die Nahrung in den Magen gelangt. Bei einem anderen Teil der Patienten, treten Beschwerden insbesondere dann auf, wenn die Nahrung in den Dünndarm und bei einem dritten Teil der Patienten erst wenn die Nahrung in den Dickdarm gelangt.
Tipps
1. Wie können wir Blähungen vorbeugen (bestimmte Gymnastik? Kohlensäure meiden u.a.?)
Generell wird empfohlen, eher langsam zu essen und die Speisen gut zu kauen. So gelangt weniger Luft in den Magen. Man sollte zudem viele kleine Mahlzeiten zu sich nehmen, da dann das Essen besser verdaulich ist. Zudem sollte man blähende Speisen, Süssigkeiten, Alkohol und Nikotin meiden. Klassische blähende Speisen sind Linsen, Erbsen und Bohnen. Rohes Gemüse sollte falls möglich gemieden und besser gekocht werden und eine massvolle körperliche Bewegung kann Blähungen vorbeugen. Z.B. ein kurzer Spaziergang nach dem Essen.
2. Was halten Sie von der Konzeption der Darmol-Präparate? Die Hauptvorteile auch aus Ihrer Sicht: rasche und milde Wirkung, keine bekannten Nebenwirkungen und geringe Gewöhnungsgefahr?
Ja, das ist so. Die drei neu in der Schweiz erhältlichen Darmol-Präparate heissen Darmol Re-Lax, Darmol Dia-Ex und Darmol Ex-Flat. Beim Darmol Re-Lax erlaubt ein Makrogol eine symptomatische Behandlung von Verstopfung. Darmol Re-Lax bindet dabei Wasser, welches zu einem erhöhten Stuhlvolumen führt und die Darmentleerung fördert. Darmol Dia-Ex hingegen wirkt gegen akuten Durchfall und enthält Diosmectit. Dies nimmt die überschüssigen Flüssigkeiten auf, verbessert die Stuhlkonsistenz und verlangsamt die Stuhlentleerung. Ausserdem bildet es eine Schutzschicht im Magen und Darm, was gegen überschüssige Säure und magenschädigende Substanzen wirkt. Die beigefügte patentierte Ballaststoffkombination hilft bei der Wiederherstellung der gestörten Darmflora. Darmol Ex-Flat ist ein Medizinprodukt gegen Blähungen und Völlegefühl. Der Inhaltstoff ist Simeticon und Aktivkohle. Simeticon wirkt entschäumend, die Aktivkohle kann Gase aufnehmen.
3. Ihre Tipps für ein Detox-Programm im Frühling?
Eigentlich halte ich nicht besonders viel von Detox-Programmen. Falls man sich jedoch zu solchen entscheidet, empfehle ich viel zu trinken, auf Alkohol und künstliche Softdrinks zu verzichten. Ebenso sollte man Fertiggerichte vermeiden, da dadurch übermässige Zuckerzufuhr und übermässige gesättigte Fettsäuren eingenommen werden. Generell ist viel Gemüse und viel Bewegung zu empfehlen.
4. Ihre Tipps auf Reisen?
Die beste Vorbeugung von Reisedurchfall ist das Englische „cook it, boil it, peel it or forget it“, was zu Deutsch so viel bedeutet wie kochen, durchbraten, schälen oder lieber gleich bleiben lassen. Insgesamt wird empfohlen, auf Reisen möglichst häufig die Hände zu waschen. Vorsicht ist bei Leitungswasser geboten. Wer in Gebiete reist, in welchem Durchfallerreger wie Typhus oder Cholera häufig sind, sollte sich dagegen impfen lassen.
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